WIR LIEBEN COOKIES
Vereinsnahmeddag in de Trotzenburg
Forsthausbrauerei Trotzenburg, Tiergartenallee 6 18059 Rostock
Dr. Christoph Schmitt vertellt oewer dat Wossidlo-Archiv
An´n 28. November, tau´n Vereinsnahmeddag, hett uns Vereinsmaat Dr. Christoph Schmitt ´nen Vördrag oewer de Sammlung von Wossidlo holl´n. Ünnerstützt wür hei von Fru Dr. Petra Himstedt-Vaid. Dat wier sihr interessant un all Veinsmaaten hemm´ nipping tauhürt. Dörch de Lichtbiller keem dat ok sihr gaut roewer un man künnt sick dat genau vörstell´n.
Wi hemm´ ´nen Artikel oewer dat Thema krägen.
Der Zettelkasten Richard Wossidlos
Von der handschriftlichen Sammlung zum digitalen Archiv WossiDiA Dr. Petra Himstedt-Vaid, Dr. Christoph Schmitt
Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie/Volkskunde, Universität Rostock
Richard Wossidlo(1859–1939) war zeit seines Lebens Gymnasiallehrer für Latein und Griechisch in Waren, seine Leidenschaft aber galt der volkskundlichen Arbeit. Wossidlo suchte die Menschen in ihrem Lebensraum auf und befragte sie zu Volkserzählungen, Sprichwörtern, Volksliedern, Kinderreimen, Bräuchen und Festen. Er dokumentierte die Landwirtschaft, Seefahrt und Fischerei, Haus und Hof und Kleidung und Tracht. Auf seinen kleinen Zetteln notierte er handschriftlich die Glaubens-, Denk- und Gefühlswelt, aber auch die Arbeitswelt des Menschen und seine Lebensumstände. Insgesamt brachte er mehr als 5000 Informanten aus über 3000 Orten Mecklenburgs – meist in Plattdeutsch – zum Erzählen. Hinzu kommen Briefe seiner hunderten Sammelhelfer, die in die ethnographische Sammlung Wossidlos mit eingingen. Wossidlo dokumentiert somit die Volkskultur Mecklenburgs in ihrer niederdeutschen Sprache. Die Sammlung besteht aus mehreren, miteinander verbundenen Korpora mit über 2 Millionen handschriftlichen Unikaten (aus Feldforschungsnotizen, Korrespondenzen, Sammelbüchern u.a.m.).
Die oft kleinformatigen Zettel und die Briefe der Sammelhelfer sind in dem von 2010 bis 2014 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt WossiDiA digitalisiert worden und sind unter www.wossidia.de im Internet frei zugänglich. In dem digitalen Archiv WossiDiA werden nach und nach die Zettel erschlossen: Erzähler, Erzählort und Erzähldatum, inhaltliche Schlagwörter werden an den jeweiligen Zettel angehängt. Bezüge zu den handschriftlichen Korrespondenzen und den gedruckten Büchern von Wossidlo können hergestellt und das ganze Sammel- und Erzählnetz sichtbar gemacht werden.
Die von Wossidlo gesammelten Sagen – u.a. zu Hexen, Moort, Werwolf, Zwerge und Riesen, Toten- und Frevelsagen, zu historischen Ereignissen, zu verschiedenen Orten in Mecklenburg – werden zurzeit durch das internationale Projekt „ISEBEL – Intelligent Search Engine for Belief Legends“ (USA, NL, DE 2017–2020) in eine internationale Online-Sagendatenbank eingepflegt. Bei ISEBEL handelt es sich um ein internationales Digital Humanities-Projekt zur länderübergreifenden Suche in volkskundlichen Erzähldatenbanken. Die Sagen aus dem digitalen Wossidlo-Archiv werden gemeinsam mit holländischen und dänischen Sagen online nach bestimmten Themen, Motiven, Erzählstrukturen und -zeiten durchsuchbar sein (search.isebel.eu).
Um die Sagentexte digital nutzen zu können, also den Sagentext online durchsuchbar zu machen, müssen die handschriftlichen Zettel und Briefe abgeschrieben werden. Einer gewissen Übung bedarf es, um die Handschriften aus dem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts lesen zu können. Aber jede Transkription und jede Übersetzung aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsche ist ein kleiner Baustein zu der großen internationalen Erzähldatenbank. Wir würden uns über Helferinnen und Helfer freuen, die handschriftliche Texte in Maschinenschrift und plattdeutsche in hochdeutsche Texte übertragen.
Kontakt: petra.himstedt-vaid@uni-rostock.de, Tel. 0381/498-1055
Fotos: Hartmut Christoph und Hermann Peters